Rezension über das Buch: Die Fehlentscheidungen der Fußballschiedsrichter von Horst Hilpert

„Recht haben und Recht bekommen sind zweierlei“ – Diese Erfahrung macht man nicht nur im alltäglichen Leben und sogar manches Mal vor Gericht. Gerade im sportlichen Bereich, egal ob im Amateur- oder Profisport, egal ob im Basketball, Handball, Eishockey, Tennis oder im Fußball kommt es immer wieder zu dieser manchmal bitteren Erkenntnis.

Gerade im Fußball, wo – im Vergleich zu vielen anderen Sportarten – der Videobeweis trotz hitziger Diskussionen immer noch nicht eingeführt wurde, kommt es immer wieder zu gravierenden Fehlentscheidungen durch den Schiedsrichter, dem sog. „Herr im Ring“.

Das Buch „Die Fehlentscheidungen der Fußballschiedsrichter“ von Horst Hilpert befasst sich genau mit einigen dieser weltbekannten Fehlentscheidungen, die jahrelang, ja sogar jahrzehntelang nicht nur in den Kneipen, sondern auch in den Medien und unter Experten diskutiert wurden, so z.B. die beiden mit Abstand bekanntesten und am meisten diskutierten Entscheidungen, zum einen das „Wembley-Tor“ bei der WM 1966 zwischen England und Deutschland und zum anderen „die Hand Gottes“ von Maradona bei der WM 1986 in Mexiko. Es werden nicht nur die verbandsrechtlichen Grundlagen und die Faktoren der Fehlentscheidungen durchleuchtet, sondern auch die Varianten der Fehlentscheidungen sowie die jeweils dazugehörige Rechtsprechung.

Auch in jüngster Zeit hat es bei der WM 2010 einige solcher krassen Fehlentscheidungen gegeben. Hier kam es zur fast unglaublich klingenden „Revanche für Wembley 1966“, wo dieses Mal die Engländer ein reguläres und einwandfreies Tor erzielt haben, dieses jedoch nicht anerkannt wurde, weil es der Schiedsrichter und seine Assistenten nicht erkannt haben. Kurioserweise war es wieder das Spiel Deutschland gegen England. Es wäre das 2:2 gewesen. Wer weiß wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn der Treffer anerkannt worden wäre, mit Sicherheit nicht 4:1 für Deutschland. So zogen die Deutschen ins Viertelfinale ein und die Engländer durften die Heimreise antreten.

Dieses Buch macht deutlich, weshalb es bis heute im Fußball den Verbänden und Funktionären nicht gelungen ist, eine Patentlösung zu finden, um derartige fatale Fehlentscheidungen, wo es in den meisten Fällen um viel Geld, Ruhm und Ehre geht, zu verhindern.
Gleichzeitig werden Denkanstöße für eine Lösung aufgezeigt und ebenfalls kontrovers unter die Lupe genommen. Nicht nur für Juristen, sondern auch für jeden anderen Sportinteressierten, sei es Spieler, Trainer, Zuschauer, Schiedsrichter oder auch Sportjournalist ist dieses Werk ein Muss nach dem Motto:

„Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand, auf dem Fußballplatz ist man in der Hand des Schiedsrichters.“

Horst Hilpert, Die Fehlentscheidungen der Fußballschiedsrichter, De Gruyter 2010. ISBN 978-3-89949-797-7, Preis: 64,95 Euro

(fa)